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Channel: Wie war der Tatort?
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Frühstück für immer

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Folge: 904 | 16. März 2014 | Sender: MDR | Regie: Claudia Garde

So war der Tatort:

Bild: MDR/Steffen Junghans
Abschiedsreif. Nach dem vor Klischees nur so triefenden Jahresauftakt Türkischer Honig, den einmal mehr negativen Publikumsreaktionen und den schwachen Kritiken hatte der MDR offenbar endgültig die Faxen dicke: Simone Thomalla und Martin Wuttke, die seit 2008 (Debüt in Todesstrafe) als Eva Saalfeld und Andreas Keppler gemeinsam auf Mörderjagd gehen, wurden vom Sender kurzerhand aufs Abstellgleis geschoben. 2014 sollen noch zwei Folgen mit den umstrittenen Leipziger Ermittlern gedreht werden, bevor der Sender mit neuen Kommissaren (die gab's ja schließlich schon lange nicht mehr im Tatort) frischen Wind in die Krimireihe bringen möchte. Trotz der derzeitigen Ermittlerschwemme eine sinnvolle Entscheidung: Auch in Frühstück für immer wird der Zuschauer wieder mit einem deutlich unterdurchschnittlichen Drehbuch gestraft, das der geschiedenen Ehe der beiden Kommissare zum wiederholten Male - und trotz zahlreicher Steilvorlagen - nichts Originelles abgewinnt. "Nein, da darf ich nämlich noch nicht rein", erwidert Saalfeld mit todernster Miene, als sie von Keppler gefragt wird, ob sie denn eigentlich schon einmal auf einer Ü40-Party gewesen sei. Das mag man als Kompliment an die fast 50-jährige Thomalla oder missglückte Pointe werten, doch passt dieser seltsame Dialog zu einem Leipziger Tatort, in dem genau das eintritt, was angesichts der Rahmenhandlung um den Mord an der liebeshungrigen Powerfrau Julia Marschner (Oana Solomonescu, Harte Hunde) zu befürchten war: Die Dauer-Singles Keppler und Saalfeld, die selber aus der Generation des Opfers stammen, reflektieren sich permanent selbst und philosophieren fleißig übers Älterwerden und die Vergänglichkeit der Schönheit, während nebenbei noch ein Krimi vor sich hinplätschert. Für die Spannung sind ihre ermüdenden Dialoge und kitschigen Binsenweisheiten pures Gift.

Damit nicht genug der Schwächen: Drehbuchautorin Katrin Bühlig (Unter uns) und Regisserin Claudia Garde (Borowski und das Mädchen im Moor) skizzieren in Frühstück für immer eine Welt, in der Single-Frauen über 40 grundsätzlich unglücklich und für Männer uninteressant sind - es sei denn, sie sind schönheitsoperiert, spreizen schon nach der ersten Begegnung bereitwillig die Beine oder heißen mit Nachnamen Saalfeld. In Zeiten boomender Partnerbörsen und immer mehr glücklichen Single-Haushalten wirkt dieses Szenario - gerade in einer modernen Großstadt wie Leipzig - doch ziemlich realitätsfern. Auch bei ihren Figuren setzen die Filmemacher auf plumpe Stereotypen statt auf vielschichtige Charakterzeichnung und tragen bei den Freundinnen der Ermordeten zudem zu dick auf: Während Physiotherapeutin Karmen (Inga Busch, Verlorene Töchter), die selbst keine Kinder kriegen kann, jeden Tag glücklichen Eltern beim Babyschwimmen zuschauen muss, verteidigt Rechtsanwältin Silvie Stein (Ursina Lardi, Wunschdenken) ausgerechnet den schmierigen Schönheitschirurgen Peter Hauptmann (Filip Peeters, Spiel auf Zeit), dem die Verstorbene auf der letzten gemeinsamen Ü40-Party schöne Augen gemacht hat. Und Tochter Caro (Helen Woigk), die ihrer toten Mutter nur wenig Tränen nachweint, lässt sich von ihrem Freund Mike (Franz Dinda) einen Verlobungsring anstecken, obwohl selbst Saalfeld nicht vor den mühsam gesächselten Flirtattacken des nacktbäuchigen Fulltime-Casanovoas sicher ist. Soviel Naivität kauft man ihr einfach nicht ab. Dass die Auflösung der Täterfrage durchaus überraschend ausfällt, rettet am Ende wenig - zu hölzern sind die Dialoge, zu klischeebeladen die Handlung und zu nervtötend die Denglisch-Einlagen von Flirtlehrer Tom Römer (Marc Hosemann): "Mich interessiert immer nur das Game, der Approach, ob ich danach noch 'nen Close-Fuck kriege, ist mir egal." Nuff said. 

Bewertung: 3/10

Der Fall Reinhardt

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Folge: 905 | 23. März 2014 | Sender: WDR | Regie: Torsten C. Fischer

So war der Tatort:

Bild: WDR/Uwe Stratmann
Franziskafrei - denn ein kleines Schwarz-Weiß-Bild mit Trauerflor ist das Einzige, was in Der Fall Reinhardt noch an die verstorbene Assistentin Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt) erinnert. Im Fall 1 nach Franziska gibt es daher auch keine störenden Männergeschichten oder ähnliche Störfeuer mehr - stattdessen einen fast übereifrigen Aushilfsassistenten und Hobby-Kampfsportler, der den langjährigen Kölner Hauptkommissaren Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) bei den Ermittlungen zur Hand geht: Tobias Reisser (Patrick Abozen) ist "der Neue" in der Domstadt - und zugleich einer von drei Kandidaten, die sich ab sofort im Kölner Tatort ausprobieren dürfen. Es ist aber nicht nur Reisser, der trotz mürrischer Worte des diesmal ebenfalls mitmischenden Brandkommissars Uwe Schatz (Roland Silbernagl) für frischen Wind im Kölner Polizeipräsidium sorgt: Ballauf und Schenk geben sich weniger kumpelhaft als in den vergangenen Jahren und lassen die Betroffenheitskeule stecken - was angesichts der beklemmenden Ausgangslage gleich doppelt überraschend ist. Drei tote Kinder, qualvoll verbrannt in den Flammen des Elternhauses, die Mutter geschockt und der Vater verschwunden: Statt überflüssiger Worte drücken die Mienen der Kommissare und Spurensicherer bei der einleitenden Tatort-Besichtigung alles Nötige aus. Diese Zurückhaltung steht Der Fall Reinhardt auch in der Folge ausgezeichnet zu Gesicht: Regisseur Torsten C. Fischer (Ein ganz normaler Fall) inszeniert ein ruhiges, aber intensives Krimidrama, das Kameramann Holly Fink (Tempelräuber) in kraftvollen, deprimierenden Bildern einfängt. Die Stars sind diesmal ohnehin nicht die Kommissare, sondern die Hauptverdächtigen: Gerald (Ben Becker, Tod im Häcksler) und Karen Reinhardt (Susanne Wolff, Heimspiel) stehen nach dem Feuertod ihrer Kinder vor den Trümmern ihres Lebens.
Ballauf: "Geht's Ihnen besser? Freut mich. Dann können Sie ja auch aufhören zu lügen."
Während Skandalnudel Ben Becker, dessen Schwester Meret ab 2015 im neuen Berliner Tatort als Hauptkommissarin Nina Rubin auf Mördersuche gehen wird, seine Paraderolle als Choleriker souverän aus dem Ärmel schüttelt, trägt die groß auspielende Susanne Wolff den Film fast im Alleingang. Ihre an Amnesie leidende Karen Reinhardt ist das emotionale Zentrum eines atmosphärisch dichten Familiendramas, das nach starkem Auftakt im Mittelteil ein wenig an Fahrt verliert, aber rechtzeitig zum tragischen Finale wieder auf Touren kommt. Wolff, die 2013 für ihre Rolle im TV-Drama Mobbing mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, besticht mit einer herausragenden Performance und stiehlt Becker & Co. von Beginn an die Show. Das liegt auch daran, dass Becker von Drehbuchautorin Dagmar Gabler, die zuletzt am Skript zum brillianten Bremer Tatort Brüdermitschrieb, weniger Raum zur Entfaltung eingeräumt wird, weil er erst in der zweiten Filmhälfte ins Geschehen eingreift. Lebt der Film bis dato von der Frage, wo der verschwundene Familienvater abgeblieben ist und wer wohl hinter dem Brandanschlag steckt, offenbart sich spätestens nach dem zweiten, etwas halbherzig eingeflochtenen Verhör des Benzinkanister hortenden Hausmeisters Detlev Heller (Steffen Scheumann), dass die Brandanschläge nicht direkt mit dem Dreifachmord an den Reinhardt-Kindern in Zusammenhang stehen müssen. Krimierprobte Zuschauer wird die Auflösung der Täterfrage daher nicht überraschen, aber das macht nichts: Der Fall Reinhardtüberzeugt als stimmig in Szene gesetze Demaskierung einer einst heilen Familienwelt und als beklemmendes Protokoll eines sozialen Abstiegs, dessen tragisches Ende Symbolkraft besitzt: Die Villa steht in Flammen, die schmucke Fassade ist ruiniert. Damit bestätigt der Kölner Tatort nach dem hochspannenden Vorgängerfall Franziskaden Aufwärtstrend im Jahr 2014 - und man darf gespannt sein, wie und mit wem es nun weitergeht.

Bewertung: 7/10

Borowski und das Meer

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Folge: 906 | 30. März 2014 | Sender: NDR | Regie: Sabine Derflinger

So war der Tatort:

Bild: NDR/Christine Schröder
Maritim. Borowski und das Meer spielt nämlich zu großen Teilen am, auf und sogar unter dem Wasser: Hauptkommissar Klaus Trophobie, pardon, Klaus Borowski (Axel Milberg) begibt sich in einer engen gelben Taucherkugel (s. Bild) auf Tauchstation - und entdeckt in Abwesenheit seiner Kollegin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) auf dem Meeresgrund den entscheidenden Hinweis zum Tathergang. Krimierprobte Zuschauer, die pünktlich eingeschaltet und die Anfangsminuten nicht im Halbschlaf verbracht haben, wird dieser Twist nach einer Dreiviertelstunde allerdings kaum noch überraschen: Drehbuchautor Christian Jeltsch (Puppenspieler) platziert bereits in der Einleitung unübersehbare Hinweise auf Borowskis späteren Unterwasserfund. Eine Firmenfeier an Bord eines Schiffes, der auffallend nervöse Jurist Jens Adam (Andreas Patton, Tod auf dem Rhein), der nach einem Schuss aus der Dunkelheit kopfüber ins Meer stürzt: Spätestens als sein vermeintlicher Torso mit einem bis zur Unkenntlichkeit entstellten Gesicht angespült wird, dürfte auch dem Letzten klar sein, warum Adam zur Firmenfeier seines Arbeitgebers - dem profitgierigen Marex-Konzern - ohne Vollbart erschienen ist und seine schicken Lederschuhe vor Betreten des Schiffs gegen denkbar unpassende Gummistiefel eingetauscht hat. Borowski und das Meer fällt gerade im Vergleich zum überrragenden Vorgänger Borowski und der Engelüberraschend vorhersehbar aus - daran ändert auch der Gastauftritt von Bestseller-Autor Frank Schätzing nichts, wenngleich dieser bei weitem nicht so peinlich ausfällt wie der einiger Promi-Kollegen vor ihm.
Borowski: "Kenn ich Sie?"
Schätzing: "Nur wenn Sie Krimis mögen!"
Regisseurin Sabine Derflinger, die für ihren harten Wiener Tatort Angezählt mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, inszeniert einen unterhaltsamen, aber nie wirklich spannenden Öko-Krimizum Thema Meeresausbeutung, der selten mit den zuletzt oft erstklassigen Folgen aus der Fördestadt mithalten kann. Wirklich prickelnd wird es eigentlich nur, wenn Marex-Sicherheitschef Fred Pollack (Aleksandar Tesla) ins Geschehen eingreift - dass der Profikiller mit der eigenwilligen Himmler-Frisur beim Showdown meterweit daneben schießt, nachdem er in Seelenruhe auf Borowski angelegt hat, mag man ihm mit Rücksicht auf das Nervenkostüm des Publikums nachsehen. Neben der Spannung fehlt es Borowski und das Meer - ungewöhnlich für den Kieler Tatort, in dem die Mischung zuletzt immer stimmte - auch an Humor: Stimmungskanone Roland Schladitz (Thomas Kügel), der sich in Borowski und der Engel versehentlich in den Fuß schoss, fehlt schmerzlich, so dass die ganz großen Lacher trotz der gewohnt subtil eingeflochtenen Ironie ausbleiben. Immerhin: Das tragische Finale in einer Waldhütte entschädigt für einige Längen im Mittelteil, und auch die drei Nebendarstellerinnen Karoline Eichhorn (Klassentreffen), Florence Kasumba (Tod einer Lehrerin) und Nicolette Krebitz (Alles hat seinen Preis) machen als gewinnorientierte Chefin, umweltschützende Liebhaberin und hintergangene Gattin einen soliden Job. Schwächeln tut dafür diesmal Hauptkommissarin Sarah Brandt: Das Drehbuch nötigt sie zu seltsamen Dialogzeilen ("Der Täter müsste zwischen 1,70 und 1,75 Metern gewesen sein, wenn er sich nicht hingekniet hat."), und außer fleißiger Tablet-Wischerei und einem Videoflirt mit einem neuseeländischen Kollegen hat die smarte Epileptikerin diesmal wenig beizutragen. Ihre Krankheit wird zudem so ausfühlich ausgebreitet wie in keinem anderen Kieler Tatort: Borowski erkundigt sich permanent nach ihrem Wohlbefinden, um dann in einer Notsituation nach einer Verfolgungsjagd plötzlich den Ahnungslosen zu geben ("Was ist denn mit Ihnen?"). Hä?

Bewertung: 6/10

Der Hammer

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Folge: 907 | 13. April 2014 | Sender: WDR | Regie: Lars Kraume

So war der Tatort:

Bild: WDR/Martin Menke
Heldenhaft. Bei ihrem 25. gemeinsamen Einsatz im Jubiläumstatort Der Hammer machen Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) nämlich Jagd auf einen maskierten Superhelden (Milan Peschel, Weil sie böse sind) - oder besser gesagt auf einen Maskierten, der sich für einen Held, pardon: hält. Sein Name: der Hammer, seine Waffe: ein Hammer, die Geschichte: naja. Kein Hammer. Aber auch nicht das peinliche Klamaukfeuerwerk, das man angesichts der schrägen Ausgangslage und peinlicher Katastrophenfolgen wie Das Wunder von Wolbeck befürchten musste. Regisseur und Drehbuchautor Lars Kraume (Borowski und der brennende Mann), der in den vergangenen Jahren viele starke Frankfurter Tatort-Folgen wie Der Tote im Nachtzug arrangierte, überzeichnet seine Charaktere - neben den Ermittlern vor allem die mit schmuckem Genitalschutz und Brustpanzer reichlich lächerlich wirkende Killerkarikatur ("Seh ich aus wie ein Idiot in Strumpfhosen?") - bis ins Mark und nimmt seine mit stimmungsvoller Musik unterlegte Krimi-Satire zu keinem Zeitpunkt ernst. Doch verkommt Der Hammer selten zur billigen Klamotte - höchstens dann, wenn "Vaddern" Thiel (Claus Dieter Clausnitzer) mit seiner neuen Flamme Mascha (Anna Böttcher, Im Namen des Vaters) einen Joint durchzieht und den Glimmstengel herunterschluckt, als sein Sohn in die traute Zweisamkeit platzt. Das wirkt plump und aufgesetzt - da hat man den umtriebigen Alt-Hippie (zum Beispiel bei der legendären Sauna-Szene mit Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) in Das zweite Gesicht) schon natürlicher und witziger erlebt.

Es passt ins Bild, dass "Vaddern" sich in der Bürgerbewegung gegen den Bau des neuen Großbordells Waikiki-Oase engagiert: "So eine Geschichte würde in Berlin nicht funktionieren", gab Hauptdarsteller Prahl im Vorfeld der Erstausstrahlung zu Protokoll, und hat damit Recht: Dieser Handlungsstrang wirkt reichlich provinziell und steht exemplarisch dafür, dass sich die Tatort-Macher derzeitig offenbar nicht ganz entscheiden können, wo es mit dem Krimi aus Münster hingehen soll. War die Studentenstadt im enttäuschenden Die chinesische Prinzessin noch Schauplatz einer internationalen Hetzjagd samt chinesischem Geheimdienst, präsentiert sich Münster nun wieder als verschlafenes Örtchen, in dem schon ein Massenpuff die heile westfälische Welt aus den Fugen heben könnte. Auch vom zuletzt deutlich ernsteren Tonfall ist in Der Hammer nichts mehr zu spüren: Thiel und Boerne, die sich schon bei ihrer ersten Begegnung humorvoll in die Haare kriegen, necken und provozieren sich, wo es nur geht. Das aufgetragene Dinnerjackett des Großvaters, Boernes Hammerkauf im Baumarkt oder die gemeinsame Fahrt im protzigen Wiesmann - der 25. Tatort des ungleichen Ermittlerduos strotzt nur so vor Dialogwitz und bissigen Pointen, von denen aber bei weitem nicht alle zünden. Während Silke "Alberich" Haller (ChrisTine Urspruch) und Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) blass bleiben, macht Frank Zander bei seinem sympathischen Kurzauftritt als arroganter Lude Bruno Vogler ("Ist das ein Sackschutz?") übrigens eine überraschend gute Figur: Der blonde Ex-Schlagerstar ist unter dem Strich fast länger auf einem gruseligen Leichenfoto und einem napoleonähnlichen Gemälde zu sehen als bei seiner Parkhausszene. Die beiden Vogler-Bilder rahmen zugleich die witzigste Sequenz des Films: Thiel und Boerne treffen beim Überbringen der Todesnachricht auf Voglers junge Geliebte Eileen (Xenia Seeberg), die sich als wahre Heulboje entpuppt und ihrem Verflossenen im Wasserbett deutlich mehr nachtrauert als dessen herrlich verbitterte Ehefrau (Gesche Tebbenhoff, Norbert): "Das Einzige, was der je gelesen hat, waren seine Kontoauszüge."

Bewertung: 6/10

Zwischen zwei Welten

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Folge: 908 | 21. April 2014 | Sender: SRF | Regie: Michael Schaerer

So war der Tatort:

Bild: ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler
Übernatürlich. Man könnte fast meinen, die Drehbuchautorinnen Eveline Stähelin und Josy Meier, die beide zum ersten Mal für den Schweizer Tatort am Ruder sitzen, hätten zu viele Mysteryfilme im Stile von M. Night Shyamalans The Sixth Sense oder Peter Jacksons In meinem Himmel gesehen: Die Luzerner Kommissare Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) nehmen bei ihrem fünften Einsatz nämlich Kontakt zu den Toten auf. Besser gesagt: Sie lassen aufnehmen. Und zwar über den spirituellen Heiler Pablo Guggisberg (Grégoire Gros, s. Bild), der bereitwillig seine Hilfe anbietet, als er hört, dass seine ehemalige Schülerin - die alleinerziehende dreifache MutterDonna Müller (Elena Bernasconi) - tot in einem Gleisbett gefunden wurde. Am ehesten würde eine solch abgedrehte Geschichte wohl noch bei den Tatort-Kollegen in Münster oder Weimar funktionieren, wo bekanntermaßen der Humor und weniger der ernsthafte Anspruch im Vordergrund steht. In Zwischen zwei Welten, bei dem auch Regisseur Michael Schaerer zum ersten Mal Tatort-Luft schnuppert, geht das Mystery-Experiment allerdings in die Hose: Der Schweizer Krimi gerät im Schlussdrittel fast zur unfreiwilligen Lachnummer, weil die Kommissare ihre anfängliche Skepsis endgültig ablegen und mit bierernster Miene auf die Guggisbergschen Eingebungen vertrauen, als sie mit ihrem Latein am Ende sind. Prompt gelangen sie durch dessen übernatürliche Kräfte ("Mit vier habe ich gemerkt, dass es Leute gibt, die meine Mutter nicht sieht.") auf die Spur des Täters - das ist so hanebüchen, dass man nicht recht weiß, ob man darüber lachen oder eher Mitleid mit dem Schweizer Tatort haben soll.

Dem Krimi der Eidgenossen fehlt es weiterhin an Herz und Dynamik, und alles scheint irgendwie lethargisch: Die wiederkehrenden Streitereien bei den Ermittlungen wirken bemüht und aufgesetzt, die obligatorische Standpauke vom Vorgesetzten Eugen Mattmann (Jean-Pierre Cornu) wird halherzig eingeflochten und zwischen Flückiger und Ritschard will das Eis auch diesmal nicht brechen - selbst dann nicht, als sie sich endlich mal auf ein"Bierli" treffen und am nächsten Morgen gemeinsam in Flückigers Hausboot aufwachen. Selbst als Ritschard mit heimlich geschossenen Fotos ihrer lesbischen Neigung (die in Schmutziger Donnerstag erstmalig thematisiert wurde) erpresst wird, kommt kaum Schwung ins Geschehen. Ein paar deutliche Worte zum Erpresser, und schon ist die Sache wieder aus der Welt - und ohnehin darf hier die Frage gestellt werden, was im Jahr 2014 an einem Frauenkuss eigentlich so skandalträchtig sein soll. An die holprige Synchronisation der schwyzerdütschen Originalfassung hat man sich zwar mittlerweile gewöhnt, die spröden Dialoge macht das aber kaum besser: „Die Frau hat drei Kinder“, sinniert Flückiger betroffen, so dass Ritschard „Die können einem über den Kopf wachsen“ erwidern und damit aussprechen darf, was sich der Zuschauer längst selbst gedacht hat. Ein zähes Verhör jagt das nächste, Überraschungen bleiben aus und Spannung kommt ebenso wenig auf wie Atmosphäre. Wenn in Zwischen zwei Weltenüberhaupt etwas überzeugt, dann sind es die starken Jungdarsteller: Pablo Caprez glänzt als rebellischer Ravi ebenso wie Annina Walt als aufgelöste Emma, die auf der Zielgeraden dem Rest der Besetzung die Schau stiehlt. Retten tut das unter dem Strich wenig: Der Schweizer Tatort knüpft nach der zuletzt leicht positiven Tendenz wieder an schwache Vorgängerfolgen wie Skalpell oder Hanglage mit Aussicht an und hechelt dem Rest der Krimireihe (Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel) hinterher.

Bewertung: 3/10

Kaltstart

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Folge: 909 | 27. April 2014 | Sender: NDR | Regie: Marvin Kren

So war der Tatort:

Bild: NDR/Boris Laewen
Eine Nummer größer. Es ist zu spüren, dass die Ex-LKA-Kommissare Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) neuerdings größere Brötchen backen sollen: Nach einem Einsatz in Hamburg (Feuerteufel) und auf Langeoog (Mord auf Langeoog) wurden die Ermittler kurzerhand zur Bundespolizei befördert und gehen ab sofort in ganz Deutschland auf Mördersuche. Ermittlungen im Allgäu oder im Erzgebirge sind dabei freilich nicht zu erwarten: Am Ruder sitzt schließlich der NDR, und der schickt Falke und Lorenz in Kaltstart zunächst mal ins nahegelegene Wilhelmshaven. Dort sind bei einer Gasexplosion nicht nur ein Menschenhändler, sondern auch zwei Polizisten ums Leben gekommen - unter ihnen Falkes Ex-Freundin, die der Zuschauer leider nie hat kennenlernen dürfen, und deren Tod ihn daher ziemlich kalt lässt. Der Todesknall spielt als unverzichtbares Element der klassischen Whodunit-Konstruktion aber ohnehin nur eine untergeordnete Rolle: Die Explosion ist der Startschuss für einen ziemlich überfrachteten Kriminalfall, bei dem von doppeltem Polizistenmord über die Schleusung afrikanischer Flüchtlinge bis hin zu lukrativen Waffengeschäften so ziemlich alles dabei ist, was noch global organisiertem Verbrechen klingt - eine Nummer größer eben, wie es sich für anständige Bundespolizisten gehört. Weniger wäre allerdings mehr gewesen, denn auf Betriebstemperatur - um im Bild zu bleiben - kommt Kaltstart unter Regie des Österreichers Marvin Kren selten. Der erste Einsatz von Falke und Lorenz für den ehemaligen Bundesgrenzschutz bleibt nach starkem Auftakt in den Startlöchern stecken und lässt die Spannung, den Witz und das Tempo, das vor allem Feuerteufel auszeichnete, über weite Strecken vermissen.

Wie schon in Mord auf Langeoog ist auch diesmal die hübsche Verpackung ansprechender als der Inhalt: Vor der imposanten und zugleich tristen Kulisse des größtenteils leerstehenden Tiefwasserhafens (dem von Investoren verschmähten und von Umweltschützern kritisierten JadeWeserPort) gehen die Kommissare auf Verbrecherjagd und wissen schon bald nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht. Ähnlich dürfte es vielen Zuschauern gehen: Sieht anfangs alles nach einem Schleuserdrama aus, verstricken sich die Drehbuchautoren Volker Krappen und Raimund Maessen bald in zahlreichen Handlungsfäden, von denen aber keiner angemessen ausgearbeitet wird. Heimliche Blicke durch Ferngläser, futuristische High-Tech-Bilder aus der Vogelperspektive und omnipräsente Totalüberwachung: Die Polizisten stehen bei ihrer zähen Ermittlungsarbeit unter Beobachtung einer unbekannten Macht, die aus der Ferne zu operieren und alles im Griff zu haben scheint. Um wen es sich dabei handelt, bleibt unklar. "Die Geschichte glaubt uns kein Mensch", resümiert Lorenz desillusioniert, und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Am Ende wirkt der Tatort auch deshalb ziemlich unrund, weil sich die Filmemacher mit einem offenen Ende aus der Affäre stehlen. Statt den Krimi konsequent auf das reizvolle Versteckspiel im Containerhafen zuzuspitzen und angemessen aufzulösen, bleibt in Kaltstart vieles Stück- und unnötiges Beiwerk. Exemplarisch dafür steht nicht nur Falkes Trauer um seine Ex-Freundin, sondern auch die halbherzige Aufarbeitung der Schleuserproblematik, die von Minute zu Minute stärker aus dem Blickfeld gerät und nebenbei die Freundschaft zwischen Lorenz und einem Flüchtlingskind erzählt. So ist der dritte Auftritt von Falke und Lorenz trotz prickelnder Ausgangslage der zweite enttäuschende - und einige amüsante Dialogzeilen von Falke ("Mit Milch?" - "Nee, nur Milch!") und seinem Oldenburger Kripo-Kumpel Jan Katz (Sebastian Schipper) sind fast noch das Beste am 909. Tatort.

Bewertung: 5/10

Am Ende des Flurs

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Folge: 910 | 4. Mai 2014 | Sender: BR | Regie: Max Färberböck

So war der Tatort:

Bild: BR/Denise Vernillo
Verdammt gemein - und gerade wegen seines offenen Endes ist Am Ende des Flurs nicht nur ein ungemein stimmungsvoller, sondern auch ein herausragender Tatort. Der brutale, für die Krimireihe bis dato einmalige Cliffhanger, der nach dem Abspann zahlreiche Google-Suchanfragen wie "tatort leitmayr tot", "überlebt leitmayr den tatort" oder "ende tatort am ende des flurs" generieren wird, ist das Bemerkenswerteste an einem Krimidrama, das allenfalls wegen kleinerer Logiklöcher und der etwas abgegriffenen Ausgangslage minimal schwächelt. "Sie!", sprudelt es nach dem Tod der vielfach verehrten Liebesdienerin Lisa Brenner (Fanny Risberg) aus dem tatverdächtigen Harry Riedeck (Wolfgang Czeczor, Schneetreiben) heraus, als der Münchner Hauptkommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) ihn fragt, wen das Mordopfer in den vergangenen Jahren denn alles getroffen habe. Ihn? Den Franz? Tatsächlich: Wie schon im großartigen Tatort Im freien Fall bildet eine leidenschaftliche Affäre des mittlerweile ergrauten Ermittlers das emotionale Epizentrum des Krimis und stellt das Verhältnis zu seinem bis dato ahnungslosen Kollegen Ivo Batic (Miroslav Nemec) auf eine harte Probe. Auch wenn dieser Drehbuchkniff sicherlich keinen Innovationspreis gewinnen wird, holt Filmemacher Max Färberböck das Maximum aus seiner Geschichte heraus. Schon die ersten Minuten lassen erahnen, dass nach den durchwachsenenVorwochen mal wieder ein echter Hochkaräter auf dem Programm steht: In einer Rückblende räkelt sich das spätere Opfer zu den verträumten Klängen von Ketty Lesters Love Letters (die schon David Lynch in seinem Meisterwerk Blue Velvet verwendete) in einem weißen Hochzeitskleid in einem komplett weißen Raum auf einem weißen Sofa. In der nächsten Szene befinden wir uns plötzlich im Hier und Jetzt: Brenner prostet mit Champagnerglas in die Kamera, bittet das Publikum auf ihren Balkon - und liegt nach einem harten Schnitt in einer Blutlache auf der Straße. Wir blicken durch die Augen des Mörders - und sind mittendrin statt nur dabei.

Auch den zweiten Leichenfund, den Färberböck kurz vor Schluss stilsicher aufgreift, inszeniert der Grimme-Preis-Träger großartig: Als bei einer Hausdurchsuchung das Schlimmste zu befürchten ist, springt plötzlich ein krähender Rabe ins Bild, der durch ein offen stehendes Fenster den Weg ins blutverschmierte Innere gefunden hat und den grausigen Fund des bestialisch abgeschlachteten Opfers in Hitchcock-Manier erahnen lässt. Neben Regie und Kamera, Schnitt und Szenenbild, dem melancholischen Soundtrack mit Waylon Jennings' wunderbarer Country-Ballade Dreaming my dreams with you und markantem Lokalkolorit ist aber auch die Besetzung erste Sahne - wenngleich das ansprechende Debüt von Frischling Ferdinand Hofer (zum Interview) und der vielfach TV-erprobten Lisa Wagner (Grimme-Preis für Nie wieder frei sein), die als pfiffig-naiver Assistent Kalli Hammermann und toughe Fallanalytikerin Christine Lerch dauerhaft zum Kernteam zählen sollen, fast ein wenig untergeht. Barbara de Koy (Gestern war kein Tag) überragt als einsame Nachbarin Margot Höllerer ebenso wie Theaterschauspieler Franz Xaver Kroetz (Wolf im Schafspelz), der als grantelnder Wiesn-Wirt Toni Feistl ("Bondage, Herr Batic!") einen wahnsinnig charismatischen Auftritt hinlegt. Doch vor allem die Schlussviertelstunde ist das Beste, was die Krimireihe seit langer Zeit gesehen hat: Färberböck nimmt das Publikum minutenlang in den Schwitzkasten und drückt dann in einer elektrisierenden Schlusspointe gnadenlos zu. Anders als bei Leitmayrs tragischer Affäre mit Studentin Anne (Jeanette Hain) in Im freien Fall dürfte es diesmal aber nicht der Kommissar, sondern ein großer Teil der Fernsehzuschauer sein, der am Ende nur schwer den Weg in den Schlaf findet: Der atemberaubende Cliffhanger, der am Morgen nach der Erstausstrahlung in den deutschen Büros Gesprächsthema Nr. 1 sein wird, macht Am Ende des Flurs zu einem außergewöhnlichen Tatort-Erlebnis und zugleich zu einem Meilenstein der Krimireihe."Wir schaffen das, Franz!"  Das wollen wir schwer hoffen.

Bewertung: 10/10

Ohnmacht

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Folge: 911 | 11. Mai 2014 | Sender: WDR | Regie: Thomas Jauch

So war der Tatort:

Bild: WDR/Martin Menke
Frustrierend – und das aus mehreren Gründen. Zum einen wirkt Ohnmacht wie ein Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten: Mit dem starken Franziska und dem guten Der Fall Reinhardtwähnte man den lange in der Versenkung verschwundenen Kölner Tatort eigentlich schon wieder auf dem aufsteigenden Ast – doch nach einem spannend inszenierten Auftakt in einer U-Bahn-Station, bei dem Hauptkommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) dem Tod nach einer Prügelei mit Jugendlichen nur knapp von der Schippe springt, ist diesmal für lange Zeit die Luft raus. Regisseur Thomas Jauch (Alter Ego) und Drehbuchautor Andreas Knaup (Nasse Sachen) tragen häufig zu dick auf und erzählen eine gut gedachte, aber weniger gut gemachte Geschichte, die man in ähnlicher Form schon besser gesehen hat: Im vielgelobten Gegen den Kopfbekamen es die Berliner Kommissare ebenfalls mit rabiaten Bahn-Schlägern zu tun, doch im Vergleich dazu kann Ohnmacht selten mithalten. Es hagelt platte Binsenweisheiten, betroffene Blicke und überflüssige Kommentare, in denen Ballauf und Kollege Freddy Schenk (Dietmar Bär) mal wieder aussprechen müssen, was die Bilder von Kameramann Clemens Messow längst entlarvt haben. Frustrierend ist der Fall aber auch für die Ermittler, die das Jugendstrafrecht am liebsten neu schreiben würden: Dass die unterkühlte Haftrichterin Carola Blessing (Anne Cathrin Buhtz, Hundeleben) – typisch für dieses Rollenbild im Tatort – letztlich nur ihren Job macht, gerät angesichts ihres arroganten Auftretens und der eisernen Paragraphenreiterei, die Ballauf auf die Palme bringt, leicht in Vergessenheit. Hier hätte man sich weniger plumpe Zaunpfahlkritik am deutschen Rechtsstaat gewünscht: Lösungsansätze liefert der 911. Tatort, in dem der 2013 verstorbene Christian Tasche zum vorletzten Mal als Staatsanwalt von Prinz zu sehen ist, erwartungsgemäß keine.

Muss er ja auch nicht. Doch es passt es ins Bild, dass auch beim Blick auf die Rabauken viele Klischees bemüht werden: Der hochnäsige Bald-Jurist Adrian Hamstetten (Sven Gielnik, Puppenspieler), der die Kommissare ausgerechnet beim Waschen eines schicken Cabrios abblitzen lässt, das verhätschelte Prinzesschen Janine Bertram (Nadine Kösters), das es natürlich faustdick hinter den Ohren hat, das aggressive Problemkind Kai Göhden (Robert Alexander Baer), das jegliche Autorität mit Füßen tritt - keiner der jungen Charaktere vermag mit seinem Verhalten zu überraschen. Auch Janins Vater Gerolf (gut: Felix von Manteuffel, Rosenholz) und ihre Mutter Elisabeth (stark: Corinna Kirchhoff, Schleichendes Gift), die seit Jahren nicht mehr miteinander schlafen und die Probleme mit ihrer Tochter verdrängen, bleiben trotz ihrer charismatischen Auftritte letztlich zu schemenhaft. Während Jungschauspielerin Kösters als perfekt frisiertes Unschuldslamm mit Hang zur Gewalteruption in erster Linie wie der Engel auf Erden aussehen muss, neigt Baer zum Over-Acting und bleibt vor allem mit pseudocoolen One-Linern und penetranter Zeichensprache in Erinnerung. Dass sich die Prügel-Teenager am Ende mit einem simplen Bauerntrick aufs Kreuz legen lassen, will nicht recht zu ihrer vorherigen Gewitztheit passen und gipfelt in einem extrem konstruierten Showdown im Verhörzimmer, der fast in die unfreiwillige Komik abdriftet. Die heftige Schlusspointe, die die Ohnmacht der Erwachsenenwelt gegenüber dem kriminellen Nachwuchs noch einmal auf den Punkt bringen soll, kann das bei weitem nicht wettmachen. Frustrierend ist auch der Mangel an Sympathieträgern: Die neue Nerd-Kollegin Miriam Häslich (Lucie Heinze) versucht sich als selbstbewusster Digital Native („Bin ja schließlich ausgebildete IT-Fachfrau und keine Tippse!“) im Präsidium, nervt aber schon bald mit neunmalklugen Plädoyers für digitale Dokumentenverwaltung. Dem staunenden Schenk, der seine Begeisterung mit eifrigem Lob („Das ist ja toll!“) und schwärmenden Blicken unterstreicht, schickt sie ein Protokoll direkt aufs Smartphone – willkommen im Jahr 2014, Freddy. Papierfreund und SMS-Laie Ballauf („LOL?“) hingegen lässt die Assistentin ein per Spracherkennung erstelltes Protokoll abtippen, weil darin „Brombeerjacke“ statt „Bomberjacke“ zu lesen ist. Ein Wahnsinnsgag. Aber kein Wahnsinnstatort.
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Bewertung: 4/10

Alle meine Jungs

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Folge: 912 | 18. Mai 2014 | Sender: Radio Bremen | Regie: Florian Baxmeyer

So war der Tatort:

Bild: Radio Bremen/Jörg Landsberg
Keineswegs für die Tonne. Denn das Drehbuch zu Alle meine Jungs ist qualitativ alles andere als das, um was sich beim 30. Einsatz von Inga Lürsen (Sabine Postel) alles dreht: Müll. Regisseur Florian Baxmeyer (Hochzeitsnacht), der den Krimi direkt im Anschluss an seinen herausragenden Bremer Tatort Brüder drehte, beweist auch diesmal wieder ein gutes Gespür für stimmige Atmosphäre und entführt den Zuschauer in eine Welt aus Abfall, Angst und Abhängigkeit. Er inszeniert einen zunächst farbenfrohen, fast freundlichen Tatort, der in einer völlig anderen Tonalität erklingt als der Vorgänger und sich nach einer Gewalteruption im Mittelteil zu einem waschechten Mafiathriller mausert. Nicht von ungefähr verweist Bewährungshelfer Uwe Frank (Roeland Wiesnekker, Fette Hunde), den alle seine vorbestraften Jungs auf der Müllhalde nur "Papa" nennen, mit ironischem Unterton auf Martin Scorseses Mafia-Meisterwerk GoodFellas. Anders als im hochspannenden Großstadtthriller Brüder, in dem Baxmeyer das Publikum in ein beängstigendes Clan-Szenario stürzte, sind die Figuren im 912. Tatort aber allesamt überzeichnet: Die Welt, in der seine als Whodunit angelegte Geschichte spielt, mutet fast wie eine Parallelgesellschaft an. Muskelbepackte, wild tätowierte und meist sprachlose Müllmänner bewohnen dieselbe Häuserzeile in einer Bremer Seitenstraße, geben sich als verschworene Gemeinschaft und gehen die Wiedereingliederung in die Gesellschaft auf ihre ganz eigene Weise an. Der undurchsichtige "Papa" hingegen residiert in einem Chinarestaurant, in dem der Boney M-Klassiker Daddy Cool und die Stones-Hymne Sympathy For The Devil dudeln, während der Müllpate sich genüsslich seinem Labskaus widmet und unbehelligt von Vorgesetzten, die sich von seiner erstklassigen Rehabilitierungsrate blenden lassen, mafiösen Geschäften nachgeht. Das mutet ziemlich skurril an und ist augenzwinkernd zu verstehen: Wer sich auf einen Tatort mit in der Realität geerdeten Figuren gefreut hat, dürfte mit Alle meine Jungs kaum glücklich werden.

Die Grenzen zwischen brodelnder Satire und klassischer Krimi-Unterhaltung verschwimmen, doch gleitet der Film nie ganz ins Komödiantische ab. Das Drehbuchautorentrio Erol Yesilkaya, Boris Dennulat und Matthias Tuchmann entspinnt ein Szenario, in dem sich das Verbrechen in orangefarbener Arbeitskluft tarnt und sich selbst Lürsen ihrer anonymen Abfallentsorgung nicht mehr sicher sein kann. "Viel zu viel Rotwein", stellt Frank trocken fest, nachdem seine Jungs die Mülltonne der Kommissarin durchwühlt und auch die Abfälle ihrer Tochter und Vorgesetzten Helen (Camilla Renschke) auf Herz und Nieren geprüft haben. Leider streift das Drehbuch diesen hochinteressanten Ansatz, Menschen mit ihrem eigenen Müll unter zu Druck zu setzen, nur im Vorbeigehen - und doch ist die Sequenz, in der der "Papa" ein entlarvendes Fundstück nach dem nächsten auf den Tisch legt, die beste des Films. Baxmeyer setzt hier auf eine knackige Parallelmontage: Während Lürsen im Präsidium vorgeführt wird, prügeln sich Kollege Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) und der verdächtige Sascha (Jacob Matschenz, Waidmanns Heil) mit einer Übermacht finsterer Müllmänner. Wenig später stiehlt dann der aufmüpfige Tarik (Patrick Abozen, Der Fall Reinhardt)Lürsens Dienstwaffe und missbraucht sie für ein perfides Gangritual - und spätestens hier ist von der Unbeschwertheit und dem ironischen Unterton der ersten Filmhälfte nichts mehr zu spüren. Dass Alle meine Jungs am Ende ein wenig unrund wirkt, liegt aber weniger an diesem Stimmungswechsel, sondern eher an der Vielzahl der Figuren und der etwas überfrachteten Handlung: Spätestens auf der Zielgeraden, als eine Durchsuchungsaktion der Polizei die Weserstadt in napolitanische Verhältnisse stürzt, schießen die Filmemacher ein wenig über das Ziel hinaus. Dennoch ist der 30. Lürsen-Einsatz ein kurzweiliger, nie langweiliger Mix aus ironisch angehauchtem Mafiathriller und bitterem Sozialdrama, in dem Roeland Wiesnekker seine Rolle als charmanter und zugleich eiskalter Müllmogul mit Leben füllt und auch die stimmungsvolle Filmmusik einen entscheidenden Teil zur dichten Atmosphäre des Krimis beiträgt.

Bewertung: 6/10

Freigang

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Folge: 913 | 9. Juni 2014 | Sender: SWR | Regie: Martin Eigler

So war der Tatort:

Bild: SWR/Johannes Krieg
Weit weniger fesselnd als die ähnlich gelagerten Knastkrimis Franziska oder Wer das Schweigen bricht: Der Stuttgarter Hauptkommissar Thorsten Lannert (Richy Müller) ermittelt zwar wie zuletzt die Tatort-Kollegen aus Köln und Frankfurt hinter hohen JVA-Mauern, doch entpuppt sich sein vierzehnter Einsatz im "Ländle" früh als schleppender und vorhersehbarer als die Gefängnisfolgen der jüngeren Vergangenheit. Das liegt auch daran, dass die Drehbuchautoren Sönke Lars Neuwöhner (Blutdiamanten) und Martin Eigler (Blutgeld), der auch Regie führt, das harte Knastmilieu in Freigang bis auf ein paar kleinere Reibereien ausblenden und den Kriminalfall durch den Schongang jagen: Packende Psychospielchen wie in Franziska? Düstere Drohkulissen wie in Wer das Schweigen bricht? Naja. Da hat man hinter Gittern schon Beängstigenderes gesehen. Kollege Sebastian Bootz (Felix Klare) ermittelt derweil meist außerhalb der Gefängnismauern - und hat nach dem Scheidungsantrag seiner Frau zum ersten Mal mit Alkoholproblemen zu kämpfen, die ihn diesmal ungewohnt schläfrig und unaufmerksam wirken lassen. Die Auftaktleiche, an der man die DNA-Spuren des mit einem denkbar wasserdichten Alibi ausgestatteten Häftlings Holger Drake (Tambet Tuisk) findet, dient wie schon in Bremer Vorgänger-Tatort Alle meine Jungs nur als Aufhänger für einen komplexeren Fall, bei dem der Kopf des kriminellen Systems diesmal aber überraschend blass bleibt: Anders als Roeland Wiesnekker, der in Alle meine Jungs als Müllmogul "Papa" Szene um Szene stahl, verrichtet der vielfach leinwanderprobte Herbert Knaup (Heißer Schnee) in seiner Rolle als JVA-Sicherheitschef Franke (Spitzname: "King") nur Dienst nach Vorschrift. Ganz anders seine Figur: "King" führt im Knast ein gnadenloses Regiment, bei dessen Aufdeckung Undercover-Ermittler Lannert aber nie wirklich um seine Enttarnung fürchten muss.

Würde der Stuttgarter Kommissar und Porsche-Fahrer in dem fast steril wirkenden Vorzeigeknast mal so richtig in Bedrängnis geraten - beispielsweise, weil ein Häftling ihn erkannt, eine Kollege Verdacht geschöpft oder Franke seine wahre Identität gelüftet hätte, wäre aus Freigang vielleicht ein richtig spannender Tatort geworden. Doch die Geschichte plätschert über weite Strecken vor sich hin, weil die Filmemacher selten überraschen und bloß die üblichen Krimi-Versatzstücke aneinanderreihen. Einzige Antriebsfeder des Geschehens sind die Machtspielchen des Sicherheitschefs, die erwartungsgemäß zu einer zweiten Leiche führen und später noch einen blutigen Zwischenfall beim Hallenfußball (jede Schülermannschaft würde die untalentierte Knackitruppe vom Platz fegen) nach sich ziehen. Das ist zwar ganz kurzweilig, aber erst auf der Zielgeraden, als Lannert und Bootz bei einem Wettlauf gegen die Zeit eine weitere Leiche verhindern müssen, so richtig packend. So bleiben das Beste im 913. Tatort die köstlichen Szenen in einem Stuttgarter Bordell, die an die einstigen Treffen von Undercover-Cop Cenk Batu (Mehmet Kurtulus) und seinem Chef Uwe Kohnau (Peter Jordan) erinnern: Während die Hamburger Kollegen sich im Supermarkt oder im Miniatur Wunderland der Speicherstadt über den aktuellen Stand der Ermittlungen austauschten, wählen die Stuttgarter Kommissare ein alles andere als schalldichtes Sado-Maso-Zimmer für ihre regelmäßigen heimlichen Treffen (Bootz: "Scheiß Gestöhne hier!"). Weil Franke im gleichen Laden Stammgast ist, darf sich Lannert sogar - rein dienstlich, versteht sich - mit einer blonden Prosituierten vergnügen, um die Tarnung vor seinem neuen Chef zu wahren. Natürlich blendet die Kamera nach dem ersten Champagnerglas aus. Unter dem Strich steht damit ein nur stellenweise spannender, recht einfallsarmer Stuttgarter Tatort, der im direkten Vergleich zu den packenden Knastkrimis der jüngeren Vergangenheit deutlich abfällt.

Bewertung: 5/10

Paradies

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Folge: 914 | 31. August 2014 | Sender: ORF | Regie: Harald Sicheritz

So war der Tatort:

Bild: ARD Degeto/ORF/Hubert Mican
Urlaubsreif - doch vor allem für die Wiener Kommissarin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) angesichts eines Trauerfalls alles andere als erholend. Eigentlich gerade auf dem Weg in den Kreta-Urlaub, erreicht die Ermittlerin in der Auftaktsequenz von Paradies ein Anruf: Ihr Vater Werner, zu dem sie kein gutes Verhältnis pflegt, liegt in einem Seniorenheim im Sterben. Grund genug für Fellner, den Griechenland-Trip abzusagen und mit ihrem Kollegen Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) kurzerhand in die Steiermark zu düsen. Doch nach dem Ableben ihres Erzeugers erwartet Eisner und Fellner in dem beschaulichen Bergdörfchen nicht etwa Entspannung, sondern ein Fall von Drogenhandel und Medikamentenschmuggel, dessen Spuren direkt ins Altersheim führen. Ein Hauch von Breaking Bad weht durch den 914. Tatort, der die Sommerpause 2014 nach dreimonatiger Wartezeit beendet - doch anders als in der vielfach preisgekrönten US-Serie ist die Gangart in Paradies um Längen ruhiger und auch der Erzählton deutlich seichter. Harald Sicheritz, der zuletzt bei den Wiener Tatort-Folgen Abgründe und Zwischen den Fronten am Ruder saß, inszeniert ein Krimidrama, das mit seinem humorvollen Unterton auch gut nach Münster gepasst hätte - doch während die ergrauten Schmuggler bei den Kollegen Thiel und Boerne vermutlich für Pointen am Fließ hätten herhalten müssen, ist das Verhältnis zwischen tragischen Momenten und bissigen Pointen hier deutlich ausgewogener. An Spannung mangelt es allerdings von Minute 1 bis 90: Die gemütlichen Kaffeefahrten und Apothekenbesuche im nahegelegene Ungarn wecken eher Erinnerungen an harmlose deutsche Rentnerkomödien wie Bis zum Horizont, dann links! als an Walter White und Jesse Pinkman.
Eisner: "Das hast du mir nie erzählt."
Fellner: "Muss man sowas erzählen? Sieht man doch, dass ich gestört bin!"
Vor allem in der ersten Krimistunde passiert - abgesehen von einem Bargeldfund im Schließfach des verstorbenen Vaters - wenig Aufregendes, was sich für die Charakterzeichnung jedoch als Vorteil erweist. Die toughe Kommissarin berichtet ausführlich über ihre unglückliche Kindheit und gewährt tiefe Einblicke in ihr Seelenleben - diese selbstreflexiven Sequenzen der trockenen Ex-Alkoholikerin sind nicht nur für eingefleischte Fans des Wiener Tatort-Duos hochinteressant und besser gelungen als der Versuch der Filmemacher, das Publikum für die schlimmen Folgen der Modedroge Crystal Meth (oder wie Krassnitzer es ausspricht: "Christel Mett") zu sensibilisieren. Hier hätte man die Kriminalhandlung um dealende Altenpfleger (Michael Ostrowski), profitgierige Yuppie-Enkel (Laurence Rupp) und von Spanien träumende, kleinkriminelle Senioren (Peter Weck) besser auf kleinerer Flamme geköchelt. Immerhin: Anders als 2012 und 2013, als die Krimireihe mit den durchwachsenen Schweizer FolgenHanglage mit Aussicht und Geburtstagskind ins zweite Halbjahr startete, fällt Paradies zumindest sehr kurzweilig aus. Das liegt neben den einmal mehr prächtig harmonierenden Wiener Ermittlern auch am überragenden Branko Samarovski (Aus der Tiefe der Zeit), der sich als kauziger Ruheständler Reinhard Sommer dank seines gewitzten Naturells und seiner ausgeprägten Vorliebe für Bier und Knödel schnell zum Publkikumsliebling mausert. Das entschädigt beim ansonsten recht konstruiert wirkenden Ausflug in die Steiermark für einige Logiklöcher und das schwache Finale. Moritz Eisner und Bibi Fellner könnten ihren Urlaub aber wahrscheinlich auch neunzig Minuten am Strand verbringen oder sich über die Wassertemperatur im Pool streiten - man käme dank der authentischen Dialoge und amüsanten Frotzeleien dennoch auf seine Kosten.

Bewertung: 6/10

Verfolgt

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Folge: 915 | 7. September 2014 | Sender: SRF | Regie: Tobias Ineichen

So war der Tatort:

Bild: ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler
Verschwörungstheoretisch. Nachdem bereits inKaltstart eine ferngesteuerte Drohne durch Wilhelmshaven schwirrte und die beiden Bundespolizei-Ermittler Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) aus sicherer Distanz beobachtete, widmen sich Regisseur Tobias Ineichen (Skalpell) und Drehbuchautor Matthias Mauren im Schweizer Tatort Verfolgt nun einem ähnlichen Thema: Einleitend hetzt ein paranoider Verschwörungstheoretiker durch Luzern, während die Hauptkommissare Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) den Mörder seiner Geliebten suchen. Ist IT-Experte Tom Behrens (Alexander Beyer, Ein ganz normaler Fall), der geheime Bankkonto-Daten seines Arbeitsgebers entwendet hat und selbst hinter einer Verhör-Aufzeichnung die ganz große Verschwörung wittert, am Ende selbst der Täter? Man darf Zweifel anmelden, denn schon bald konzentrieren sich die Ermittlungen auf den schmierig grinsenden Schweizer Privatbankier Sonderer (Pierre Siegenthaler) und den aalglatten deutschen Staatssekretär Demand (Markus Scheumann). Der Luzerner Tatort soll - nach Kritik von allen Seiten -  politischer werden, und das ist in Verfolgt in vielen Sequenzen zu spüren. Rein handwerklich leisten die Filmemacher dabei gute Arbeit: So eilt Behrens zu treibenden Elektro-Klängen, die wie eine aufgemotzte Variante des Chromatics-Tracks Tick of the clock (aus dem Soundtrack zu Nicolas Winding Refns Meisterwerk Drive) klingen und nicht zufällig im TV-Spot einer deutschen Großbank eingeflochten wurden, durch die Seestadt, während Kamera und Inszenierung das Vorhandensein der unsichtbaren Verfolger gekonnt suggerieren.
Behrens: "Sind wir nicht alle Whistleblower?"
Flückiger: "Hören Sie mir doch auf mit diesem Wikiliki-Scheiß!" 
In der Folge verbraucht sich dieses Katz-und-Maus-Spiel allerdings recht schnell: Das immergleiche Soundbett ermüdet ebenso wie die einmal mehr mangelhaft synchronisierten, hölzernen Dialoge. Und wer glaubt, dass der ebenfalls unter Tatverdacht stehende Arbeitslose Michael Straub (Georg Scharegg) aufgrund einer blutverschmierten Jacke im Hausmüll der Täter sein muss, hat vermutlich noch nie bei einem Sonntagabendkrimi mitgerätselt. Der abschließende Rundumschlag gegen das Finanzwesen und reiche Steuersünder ist zweifellos brandaktuell und gut gemeint, aber aller Schweizer Selbstironie zum Trotz (Flückiger: "Currywurst können die Deutschen definitiv besser!") nur mäßig gut gemacht. Ärgerlich ist vor allem die plumpe Figurenskizzierung: Der völlig überzeichnete Regierungsrat Mattmann (Jean-Pierre Cornu), der Sonderer und Demand im Sinne der deutsch-schweizerischen Völkerverständigung aus der Schusslinie hält und die Kommissare immer wieder ausbremst, mausert sich langsam zum nervigsten Nebencharakter der Krimireihe und agiert auch hier wieder ohne jeden kriminalistischen Instinkt. "Die Schweiz ist ein so wunderschönes Land, Herr Mattmann", darf Demand denn auch vielsagend säuseln, beim Zuschauer gezielt die Wut wecken und sich unverhohlen über die Machtlosigkeit des Polizeiapparats freuen. Immerhin: Verfolgt ist der bis dato beste Tatort aus Luzern und nach Schmutziger Donnerstag und Geburtstagskind ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Allen abgegriffenen Dialogformeln zum Trotz.
Mattmann: "Können wir denn da gar nichts mehr machen?"
Flückiger: "Nein. Die sind mächtiger als wir."
Bewertung: 5/10

Der Wüstensohn

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Folge: 916 | 14. September 2014 | Sender: BR | Regie: Rainer Kaufmann

So war der Tatort:

Bild: BR/Heike Ulrich/
Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion GmbH
Diplomatisch. Die Münchner Hauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) staunen nicht schlecht, als Der Wüstensohnund Teppichhändler Nasir al Yasaf (charismatisch: TV-Debütant Yasin el Harrouk) auf dem Beifahrersitz seines weißen Lamborghini eine Leiche durch die Isarstadt kutschiert und erst nach einer wilden Verfolgungsjagd gestellt werden kann: Der fünfte Sohn des Emirs von Kumar (ein fiktiver Wüstenstaat) genießt in Deutschland nämlich diplomatischen Schutz und darf für seine Eskapaden nicht belangt werden. Die Drehbuchautoren Alexander Buresch und Matthias Pacht, die bereits zwei Polizeiruf 110-Folgen zusammen konzipierten, orientieren sich an der wahren Geschichte des 2011 bei einem Luftangriff getöteten Saif al-Arab Gaddafi, der zu seiner Studienzeit in München unbehelligt von der Justiz im Sportwagen umherbrauste und nach allen Regeln der Kunst über die Stränge schlug, während sein Vater in Libyen herrschte. Political Correctness schreiben die Autoren dabei klein - das ist ungewöhnlich für die Krimireihe, für den Unterhaltungswert aber ein Riesenvorteil. "Ich kenn' dich als Rassisten - aber gegen Araber? Das ist ja ganz neu", wundert sich selbst Leitmayr, als Batic den aufbrausenden Nasir als "Kameltreiber, blöder!" beschimpft. Die Filmemacher um den leindwanderprobten Regisseur Rainer Kaufmann bedienen ganz offen Stereotypen, nehmen ihre schillernden Charaktere und die exotisch angehauchte Geschichte aber nie zu ernst. Da trottet schon mal ein Dromedar wie selbstverständlich durch den Vorgarten der Prinzenvilla.
Nasir: "Die zwei anderen sind gerade beim Besamen in Wien!"
Anders als zum Beispiel im Leipziger Klischeefeuerwerk Türkischer Honig führen die kulturellen Überspitzungen zu köstlichen, aber nie albernen Dialogen, bei denen sich die altgedienten Kommissare in Top-Form zeigen. "Wenn sie dir da die Hände abhacken, wer soll dann die Protokolle schreiben?", fragt sich dervon der Messerattacke im Meisterwerk Am Ende des Flurs genesene Leitmayr, nachdem Nasir seinen Kollegen Batic am liebsten mit nach Kumar nehmen würde, um ihm dort monatlich sein jetziges Jahresgehalt zu überweisen. Spaß machen auch die Szenen mit dem zahnstocherkauenden Partylöwen Henk (herrlich dumpf: Wilson Gonzalez Ochsenknecht), der am liebsten mit einer halbnackten Blondine auf der Spielekonsole zockt und auf Kosten des Prinzen teuren Schampus kippt. Der Wüstensohn ist bis dato eine der humorvollsten Folgen aus München und hätte auch nach Münster gepasst, doch die Grenze zum Klamauk wird im 916. Tatort nie überschritten. Die zum Kitsch schon eher: Spätestens, als Nasir einen schrägen Klagegesang anstimmt, ist das gesunde Maß an kultureller Einfärbung voll. Der diplomatische Schutz des exzentrischen Arabers tritt übrigens schon bald in den Hintergrund: Anders als der kumarische Generalkonsul Abdel Saleh (Samir Fuchs, Melinda) zeigt sich Nasir kooperativ und begegnet Teppich-Freund Batic ("Der passt farblich bei mir nicht rein.") fast freundschaftlich. Erst am Ende spitzt sich die Lage erwartungsgemäß wieder zu, doch ist die Auflösung vorhersehbar: Wer einleitend auf sich aufmerksam macht und dann wieder aus dem Blickfeld der Kommissare gerät, hat beim Mord nun mal mit ziemlicher Sicherheit seine Finger im Spiel. Dem hohen Unterhaltungswert tut dies kaum Abbruch.

Bewertung: 7/10

Mord ist die beste Medizin

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Folge: 917 | 21. September 2014 | Sender: WDR | Regie: Thomas Jauch

So war der Tatort:

Bild: WDR/Filmpool Filmproduktion/Wolfgang Ennenbach
Krankenhausreif. Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) ist allerdings bei weitem nicht der erste Tatort-Ermittler, der in einer Klinik landet: Sein Schicksal teilten zuletzt unter anderem sein Wiener Kollege Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) in Angezählt oder der Hamburger Jung' Yalcin Gümer (Fahri Yardim) in Willkommen in Hamburg. Der Unterschied: Boerne wird in Mord ist die beste Medizin nicht beim Einsatz an vorderster Front verletzt, sondern liefert sich - wie es sich für einen Mediziner seines Formats gehört -  selbst zur Überprüfung seiner Leberwerte in die Sanusklinik in Münster ein. Dort lässt er erwartungsgemäß den verwöhnten Privatpatienten raushängen und nutzt den Aufenthalt  für Ermittlungen in einem Mordfall. Eine Ausgangslage, wie gemalt für einen humorvollen Tatort aus Münster - doch Drehbuchautorin Dorothee Schön (Bitteres Brot), die bereits zum 17. Mal ein Skript zur Krimireihe beisteuert, und Regisseur Thomas Jauch (Sonne und Sturm), der seinen 18. Tatort inszeniert, vermögen nur wenig daraus zu machen. Der Filmtitel ist an Mord ist die beste Medizin noch das originellste - denn sieht man von der ersten Viertelstunde ab, setzen die Filmemacher den Großteil der üppig in die Breite gefeuerten Pointen in den Sand. Zu gestellt wirkt Boernes Anecken bei den Medizinern, zu aufgesetzt die Sorge um die eigene Gesundheit, und auch seine Zimmernachbarn mausern sich nicht zu Publikumslieblingen: Während Chemo-Patient Ulrich Göbel (Schwindelfrei) in jeder freien Sekunde penetrante Volksmusik aufdreht und damit nicht nur Boerne, sondern vermutlich auch vielen Zuschauern auf den Senkel geht, versucht sein ewig kopfhörertragender Nachfolger (Serhat Cokgezen) mit einem besonders einfallsreichen Künstlernamen zu punkten:
"Bischudo."
Wer über solch platte Wortspiele schmunzeln kann, mag am 917. Tatort Freude finden. Sicher aber ist, dass Thiel, Boerne & Co. vom Niveau vergangener Tage - man denke zurück an tolle Folgen wie Der dunkle Fleck oder Der doppelte Lott - mittlerweile meilenweit entfernt sind. Viele Gags gehen ins Leere, und Spannung ist bei ihrem 27. Einsatz kaum vorhanden - selbst beim zunächst vielversprechend anmutenden Showdown, in dem die furchtbar neunmalkluge Mia (Lena Meyer) den Täter in eine Falle locken soll, driftet die Sequenz spätestens beim Einsatz einer Bratpfanne als Nahkampfwaffe Richtung Slapstick ab. Mord ist die beste Medizin versprüht von Minute 1 bis 90 seichtes Vorabendfeeling: Von 19-Uhr-Formaten wie Großstadtrevier oder Heiter bis tödlich hebt sich die Krimikömödie in Sachen Tiefgang kaum ab. Da passt es ins Stimmungsbild, dass Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter, in Heiter bis tödlich: Hauptstadtrevier als Hauptkommissarin Julia Klug zu sehen) Mias alleinerziehenden Vater in einem halbherzigen ausgearbeiteten Nebenstrang zum Essen datet und damit für traurige Blicke beim geschiedenen Dauer-Single Thiel sorgt. Auch die Auftritte der Nebenfiguren bestätigen die Einfallsarmut der Autoren: Während Alt-Hippie Herbert „Vaddern“ Thiel (Claus Dieter Clausnitzer) einmal mehr auf seine Vorliebe für Marihuana reduziert wird, muss sich die kettenrauchende Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) Sprüche wegen ihrer maskulinen Stimme anhören. Originell ist das alles nicht – und gerade die amüsanten Überraschungsmomente haben den Tatort aus Westfalen einst ausgezeichnet. Mittlerweile aber hat er ein Problem: Der Charme seiner Figuren allein trägt den Tatort aus Münster schon lange nicht mehr – wenn das Drehbuch schwächelt, dann tut es der ganze Krimi. Da rettet das halbe Dutzend gelungener One-Liner am Ende wenig.

Boerne: „Nicht nur Proktologen kennen sich mit Arschlöchern aus.“
Bewertung: 4/10

Wahre Liebe

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Folge: 918 | 28. September 2014 | Sender: WDR | Regie: André Erkau

So war der Tatort:

Bild: WDR/Thomas Kost
Liebevoll. In Wahre Liebe suchen nämlich fast alle nach ihrem Herzblatt: Hauptkommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt), der mal wieder mit seiner Gelegenheitsgeliebten Lydia Rosenberg (Juliane Köhler, Keine Polizei) anbändeln darf, die neue Aushilfsassistentin Gabi (Kathi Angerer, Der Tod spielt mit), die sich als Lockvogel in der Online-Partnerbörse "Lovecast" zur Verfügung stellt, vor allem aber drei wohlhabende Frauen, die ihr Herz nach der Kontaktaufnahme in eben jener Single-Börse an einen charmanten Heiratsschwindler (Kai Ivo Baulitz, Schlafende Hunde) mit dem vielsagenden Nickname "Zauberer" verloren haben. Die köstliche Befragungsrunde der drei verzauberten und geprellten Frauen - Kieferorthopädin Ute Schilling (Sabine Orléans, Der Frauenflüsterer), Innenarchitektin Elisabeth Sanders (Andreja Schneider, Flashback) und Alleinerbin Maren Heise (Judith Engel, Zwischen den Ohren) - zählt zu den besten Sequenzen in einem Kölner Tatort, der selten aus dem üblichen Krimischema ausbricht und erst im Schlussdrittel ein wenig an Fahrt aufnimmt. Statt gegen Großbanken oder die Pharmaindustrie feuern die Filmemacher diesmal gegen das Internet - natürlich, Online-Partnerbörsen sind unromantisch, das Verstecken der eigenen Identität hinter beliebigen Avataren (Ballauf: "Wie bitte?") birgt Gefahren, und überhaupt ist im Web ja alles furchtbar anonym. So what? Beginnend mit der ersten Tatortbesichtigung kauen die Kommissare dann platte Weisheiten über die Liebe, das Leben und ihre Beziehungen durch - das ist ermüdend, und durchaus typisch für den Tatort aus der Domstadt, der der Gesellschaft mit Vorliebe den Spiegel vorhält.

Und dann ist da noch die knuffige Aushilfsassistentin Gabi, die bei ihrem ersten undletzten Einsatzzwar ziemlich überfordert wirkt, mit ihrer bescheidenen "Ich mach sowieso wieder alles falsch!"-Art aber zumindest frischen Wind ins Präsidium bringt und den Kriminalfall deutlich mehr vorantreibt als Psychologin Rosenberg. Als sich die ehemalige Archiv-Mitarbeiterin ohne polizeiliche Überwachung mit dem "Zauberer" trifft, kommt nach einstündigem Leerlauf doch noch Spannung auf - und es spricht für das Drehbuch, dass zu diesem Zeitpunkt noch mehrere Verdächtige ernsthaft für den Mord an "Lovecast"-Chefin Natascha Klein (Suzan Anbeh) in Frage kommen. Die Auflösung dürfte das krimierprobte Publikum allerdings kaum verblüffen - schon eher die Art und Weise, wie Drehbuchautor Maxim Leo und Regisseur André Erkau die Zauberer-Geschichte ausklingen lassen. Spaß macht auch der heitere Mittelteil des Films: Staatsanwalt von Prinz (der 2013 verstorbene Christian Tasche) verabschiedet sich mit künstlichem, aber schallendem Gelächter aus der Krimireihe, während Freddy Schenk (Dietmar Bär) zu den Klängen von T.Rex' Hot Love aufs Land fährt und sich von Escort-Service-Chefin Janine Pollmann (Sabine Vitua, Frauenmorde) Honig um den Bart schmieren lässt. Derweil dreht Ballauf nach anfänglicher Skepsis eine Testrunde in der virtuellen Kennenlernwelt, in der ein Algorithmus den perfekten Deckel für jeden suchenden Topf findet - eine von vielen bemüht wirkenden Szenen, die ihn unnötig alt wirken lassen. Viel besser ist da die Begegnung der Kommissare mit der Empfangsdame des Psychotherapeuten Dr. Senfft (Christian Kerepeszki, Im Sog des Bösen): „Kripo Köln“, entgegnet Ballauf mit versteinerter Miene, als er von ihr gefragt wird, ob Freddy und er zur gleichgeschlechtlichen Partnerschaftsberatung oder zur Männergruppe angemeldet sind. Die Currywurstbude am Rheinufer ist diesmal übrigens nicht zu sehen - hätte aber wohl deutlich mehr Romantik versprüht als die roten Herzluftballons, die leitmotivisch durch die Domstadt schweben.

Bewertung: 5/10


Winternebel

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Folge: 919 | 5. Oktober 2014 | Sender: WDR | Regie: Patrick Winczewski

So war der Tatort:

Bild: SWR/Martin Furch
Undurchsichtig. Und das sogar buchstäblich: Im 919. Tatort spielt der spannende Auftakt nämlich im dichten Winternebel - und als der flüchtende Beat Schmeisser (Marko Dyrlich) tot am deutschen Ufer des Bodensees liegt, kommt nur der Thurgauer Kommissar Mattheo Lüthi (Roland Koch) als Todesschütze in Frage. Der plädiert auf Notwehr - doch als seine Konstanzer Kollegin Klara Blum (Eva Mattes), deren Wege er bereits in Nachtkrapp und Letzte Tage kreuzte, am Tatort eintrifft, sind an der Leiche keinerlei Schmauchspuren zu entdecken. Eine Rachetat Lüthis, basierend auf einem zurückliegenden Entführungsfall? Mitnichten, ahnt der krimierprobte Zuschauer sofort - doch spätestens nach einer halben Stunde kann es ihm eigentlich völlig egal sein. Dann nämlich spielt das prickelnde Verwirrspiel im Nebel, das Blum zunächst in eine moralische Zwickmühle bringt, überhaupt keine Rolle mehr: Lüthis Suspendierung wird ohne Begründung aufgehoben, und den Tathergang muss sich der Zuschauer einfach selbst zusammenreimen. Winternebel soll nun mal in erster Linie ein Entführungsfall sein, oder etwas überspitzt ausgedrückt: Wer die ersten 30 Minuten des Krimis verschläft, hat eigentlich nichts verpasst. Denn auch die zweite Leiche, die Sebastian Perlmann (Sebastian Bezzel) in der Nähe findet, ist für das Kerngeschehen um die Entführung von Anna Wieler (Annina Euling) nur von marginaler Bedeutung. Deren Eltern hausen (Überraschung!) in einer sterilen, kalten Villa - natürlich, es handelt sich um einen steinreichen Rabenvater (Benedict Freitag, Skalpell) und dessen schon lange nicht mehr glückliche Ehefrau (Elisabeth Niederer, Gehirnwäsche): Wer soviel Geld hat, ist im Tatort nunmal grundsätzlich unfähig, ein Haus gemütlich einzurichten.

Dass Winternebel spätestens im Schlussdrittel in Richtung unfreiwilliger Komik abdriftet, liegt aber weniger an diesen eindimensionalen Figuren oder der soliden Regie von Patrick Winczewski (Tod auf dem Rhein), sondern vielmehr am Drehbuch von Jochen Greve (Hochzeitsnacht): Sein Entführer verhält sich in fast allen Situationen - sei es beim Spontan-Gefummel mit der entführten Anna, dem demonstrativen Jojo-Spielen (um im Menschengetümmel auch ja sofort erkannt zu werden!) in der Innenstadt oder beim sorglosen Wegwerfen eines Dosen-Verschlusses - so dämlich wie kaum ein zweiter in der Geschichte der Krimireihe. Auch sonst hat Greve vor allem kratergroße Logiklöcher und praktische Zufälle im Köcher: Dass die Frau des zweiten Toten, Heike Söckle (Kristin Meyer, Quartett in Leipzig), an einer Pinnwand im Polizeipräsidium zufällig einen Verdächtigen wiedererkennt, mag man noch schmerzfrei hinnehmen, nicht aber die hanebüchene Überwachungsaktion, bei der die Polizei mit sage und schreibe 9 - in Worten: NEUN - Personen fröhlich plauschend eine Uferpromenade entlangschlendert. Wenige Sekunden zuvor hatte Perlmann schließlich noch betont, wie unvorteilhaft eine frühzeitige Entdeckung wäre. Immerhin: "Wir brauchen ein paar Decken und 'ne große Kanne Kaffee - es kann 'ne lange Nacht werden", warnt Klara Blum vor einer anstehenden Nachtschicht - und angesichts der ansonsten oft einschläfernden Folgen vom Bodensee mag man Winternebel zumindest eine gewisse Wachhalte-Wirkung nicht absprechen. Das liegt aber eher am treibenden Soundtrack von Heiko Maile, denn ansonsten wird der Krimi einzig von der Frage, ob Anna die Gefangenschaft überlebt, am Leben gehalten. "Wo ist mein Geld? Wo ist meine Tochter?" fragt ihr spontan besorgter Vater nach der Festnahme des Entführers. Man möchte ergänzen:Wen interessiert das?

Bewertung: 3/10

Im Schmerz geboren

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Folge: 920 | 12. Oktober 2014 | Sender: HR | Regie: Florian Schwarz

So war der Tatort:

Bild: HR/Philip Sichler
Unerreicht. Und das nicht nur aufgrund der Rekordzahl von 47 Leichen: Im Schmerz geboren ist das mit Abstand beste, was die Tatort-Reihe in ihrer über vierzigjährigen Geschichte hervorgebracht hat. Die Vorschusslorbeeren für den vierten Fall von LKA-Ermittler Felix Murot (Ulrich Tukur) und seiner Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp) waren groß: Erst der Produzentenpreis auf dem Filmfest München, dann der Publikumspreis in Ludwigshafen, darüber hinaus der Medienkulturpreis für einen Film, "der vorbildhaft ist für den Erhalt einer Medienkultur in Deutschland, der es unabhängig von Einschaltquoten um Qualitätsfernsehen im Bereich des Fernsehspiels geht." Sind all diese Auszeichnung gerechtfertigt? Allerdings. Wer dachte, dass Regisseur Florian Schwarz und Drehbuchautor Michael Proehl ihren Frankfurter Geniestreich Weil sie böse sind nicht noch einmal würden übertreffen können, erlebt sein blaues Tatort-Wunder. Im Schmerz geboren ist eine faszinierende Mischung aus klassischem Krimi, kunstvoll inszenierter Shakespeare-Tragödie, brutalem Italo-Western und wendungsreichem Tarantino-Streifen und atmet von Minute 1 bis 90 pure Filmgeschichte: Das beginnt bereits mit der köstlich überzeichneten Auftakt-Hommage an Sergio Leones Meisterwerk Spiel mir das Lied vom Tod, bei der Bösewicht Richard Harloff (oscarverdächtig: Ulrich Matthes, Stille Wasser) in Wiesbaden aus dem Zug steigt und von den drei bewaffneten Söhnen des Schrottplatz-Unternehmers Alexander Bosco (souverän: Alexander Held, Der doppelte Lott) erwartet wird. Sogar die sengende Hitze und die summende Fliege als Laut in der zähen Stille greifen die Filmemacher augenzwinkernd auf und lassen Murot und seinen Kollegen Schneider (Shenja Lacher) die Aufnahmen einer Überwachungskamera später so kommentieren:
Schneider: "Sieht eher aus wie ein Duell aus 'nem billigen Western."
Murot: "Oder 'nem guten."
Die folgenreiche Dreiecksbeziehung zwischen Murot, Harloff und ihrer gemeinsamen Geliebten Mariella ist das Pendant zum französischen Liebesfilmklassiker Jules und Jim von Francois Truffaut (Murot: "Harloff und ich haben diesen Film mindestens zehn Mal im Kino gesehen!"), und dank farbenfroher Freeze Frames werden sogar Erinnerungen an die Kung-Fu-Film-Welle der 70er Jahre geweckt. Im Schmerz geboren ist ein herausragend inszenierter, vor Zitaten aus Theater, Kino, Musik und Kunst nur so strotzender Meilenstein der deutschen Fernsehgeschichte, der mit abgründigen Twists und bitterbösen Dialogen aufwartet. Die hübsche Verpackung wird dabei aber nie zum Selbstzweck: Die bis in die 80er Jahre zurückreichende Geschichte reißt von Beginn an mit und entwickelt sich spätestens auf der Zielgeraden zur stimmungsvollen Tragödie. Immer wieder wird das Geschehen dabei von einem Theater-Erzähler (ebenfalls Alexander Held) kommentiert, der die vierte Wand durchbricht und direkt zum TV-Publikum spricht. Das Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks veredelt den 920. Tatort mit majestätischen Orchesterklängen und verleiht dem fesselnden Genremix etwas Episches, fast Sagenhaftes. Statt abgegriffenen Verhören nach dem Wo-waren-Sie-gestern-Abend-Prinzip wird der Zuschauer Zeuge eines Höhepunkts der vielgescholtenen öffentlich-rechtlichen TV-Unterhaltung: Hier hat einfach alles Leinwandformat, und manchmal friert die Szenerie sogar ein, um kunstvoll zum Gemälde verarbeitet zu werden. Wer am Ende nur die Toten zählt, hat schlichtweg nicht verstanden, worum es geht: Anders als beim bisherigen Leichenrekord in Kopfgeld artet der Tatort nie zum substanzlosen Actiongewitter aus, sondern macht eindrucksvoll deutlich, was mit den Gebühren der Zuschauer in 90 Minuten möglich sein kann, wenn nur die richtigen Filmemacher am Werk sind. Im Schmerz geboren sprengt als faszinierende Mischung aus romantischem Liebesdrama, brutalem Rachethriller und wendungsreichem Gangster-Epos sämtliche Grenzen und ist damit der beste und außergewöhnlichste Tatort aller Zeiten. Er ist Kunst, er ist Kino, er ist Krimi. Er ist klasse!

Bewertung: 10/10

Blackout

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Folge: 921 | 26. Oktober 2014 | Sender: SWR | Regie: Patrick Winczewski

So war der Tatort:

Bild: SWR/Alexander Kluge
Kopperfrei - zumindest fast die komplette erste Filmhälfte. Und das ausgerechnet zum 25-jährigen Jubiläum: Ein Vierteljahrhundert nach ihrem Dienstantritt in Ludwigshafen muss Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, Debüt 1989 in Die Neue) in Blackout lange Zeit auf die Dienste ihres Kollegen Mario Kopper (Andreas Hoppe, Debüt 1996 in Der kalte Tod) verzichten, weil der sich als Aushilfsmusikant zu seiner heiratenden Cousine nach Italien verabschiedet. Ein Glück, dass Ersatz parat steht: Fallanalytikerin Johanna Stern (Lisa Bitter, Todesbilder), die ab sofort fest zum Team zählt, filmt schon die Auftaktleiche des Architekten Justus Wagner, dem man eine Champagnerflasche in den Hintern gesteckt hat, mit ihrem Tablet - und scheint dabei selbst nicht ganz zu wissen, warum. Wackeliges Amateurvideo statt professioneller Blitzlichtbilder der Spurensicherung? Nun ja. Man mag sich kaum vorstellen, wie bemüht diese Szene erst in zehn Jahren aussehen muss, wenn die Technik längst drei Schritte weiter ist und Blackout auf irgendeinem Dritten Programm wiederholt wird. Vieles an Sterns Attitüde erinnert an die bereits nach einer Folge wieder abservierte Kölner Aushilfsassistentin Miriam Häslich (Lucie Heinze), die Freddy Schenk (Dietmar Bär) im vielgelobten Ohnmacht mit papierloser Dokumentenverwaltung beeindruckte. Vergleicht man Sterns Profiling aber zum Beispiel mit dem des Dortmunder Kollegen Peter Faber, offenbart sich ein Klassenunterschied: Außer vielsagendem Stirnrunzeln bei der Betrachtung selbstgedrehter Videos oder der Verhöre im verspiegelten Nebenzimmer hat die junge Blondine vor allem vage Vermutungen und pseudomoderne Digitalplädoyers im Köcher.
Stern: "Wow, echtes Papier! Ist ja voll old school!"
Die Aufgaben, die sie erledigt, hätte man auch Allroundtalent Peter Becker (Peter Espeloer) mit seinem gewohnt kurpfälzischen Dialekt ("Natürlich habbich auch noch sein' Dabblet-PC gecheckt!") zugetraut. Stern scheint als Figur vor allem dazu zu dienen, frischen Wind in den zuletzt überholt wirkenden Tatort aus der Rheinstadt zu bringen und die rastlose Bauchgefühl-Ermittlerin Odenthal aus der Reserve zu locken. Ein sinnvoller Ansatz, doch das Drehbuchduo Eva und Volker A. Zahn (Scherbenhaufen) und Regisseur Patrick Winczewski, der zuletzt den schwachen Bodensee-Tatort Winternebelinszenierte, tragen dabei ziemlich dick auf. Odenthals Selbstzweifel, Fehler und Erschöpfungserscheinungen sind zwar ein erfrischender Pluspunkt und zweifellos das Interessanteste an ihrem 60. Fall - doch während die Kommissarin sich und das Schicksal ihrer Katze in den Gesprächen mit Stern, Kopper und Barkeeper Max (Christopher Buchholz) selbstreflektiert, bleiben die übrigen Figuren auf der Strecke: Außer der suizidgefährdeten Witwe Ella Wagner (Marion Mitterhammer, Ruhe sanft) wird in Blackout kaum einer der Tatverdächtigen charakterlich näher skizziert. Auch die Ermittlungen gestalten sich nur mäßig spannend, denn bis zur Auflösung und dem extrem konstruiert wirkenden Showdown im Steinbruch reihen sich viele Präsidiumssequenzen lieblos aneinander. Die Ermittler staunen über Sterns Methoden, tun das, was man in einem Krimi nach Schema F von ihnen erwartet und trinken literweise Kaffee aus leeren Tassen, weil sich die Requisite mal wieder das Befüllen gespart hat. So macht vor allem der zwar kitschig in Szene gesetzte, aber ungewohnt drastische Schlussakkord Hoffnung, dass es mit dem Tatort aus Ludwigshafen bei besseren Drehbüchern und erweiterter Besetzung wieder aufwärts gehen könnte. Das Gesamtkunstwerk Lena Odenthal bröckelte zuletzt schließlich gewaltig.

Odenthal: "Ich kann das nicht, hin- und herswitchen zwischen Arbeitstier und Privatmensch."
Stern: "Verstehe schon, Sie sind ein Gesamtkunstwerk."
Bewertung: 5/10

Auf welchen Seiten surft Lena Odenthal eigentlich im Internet?

Vielleicht

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Folge: 922 | 16. November 2014 | Sender: rbb | Regie: Klaus Krämer

So war der Tatort:

Bild: rbb/Frédéric Batier
Entschlossen - und das trotz des wohl unentschlossensten Krimititels aller Zeiten: Vielleicht. Man mag dem 922. Tatort vieles vorwerfen: Vielleicht ist die mit Minority Report- und Mystery-Anleihen durchsetzte Hellseher-Geschichte etwas weit hergeholt. Vielleicht hätte der Ausstieg von Hauptkommissar Till Ritter (Dominic Raacke), der die Bühne im letzten Berliner Tatort Großer schwarzer Vogel ohne Abschiedsgruß verlassen musste, zumindest in einem Nebensatz aufgegriffen werden sollen. Und vielleicht herrscht beim ersten und letzten Solo-Auftritt von Hauptkommissar Felix Stark (Boris Aljinovic) eine gute Stunde lang alles andere als Hochspannung. Die Entschlossenheit und den Mut zum Unkonventionellen aber mag man Regisseur und Drehbuchautor Klaus Krämer, der zuletzt das prickelnde Kammerspiel Machtlosund die Suspense-Hommage Hitchcock und Frau Wernicke inszenierte, kaum absprechen: Der Autorenfilmer inszeniert einen eigenwilligen, aber denkwürdigen Abschied für Stark und entscheidet sich ganz bewusst dafür, sein TV-Publikum mit einer wunderbar offenen Schlusspointe in den Sonntagabend zu entlassen: Wer die eher zähe, von melancholischen Klavierklängen begleitete erste Filmstunde durchhält, wird mit einem packenden Finale belohnt. So mancher Zuschauer dürfte nach dem Abspann noch lange über das weitere Schicksal des schwer verwundeten Berliner Hauptkommissars sinnieren - warum auch nicht? Erschossene, erdrosselte oder versetzte Tatort-Ermittler(innen) gab es zuletzt schließlich gleich reihenweise - einen brutalen Cliffhanger allerdings auch, und der fiel im Münchner Meilenstein Am Ende des Flurs noch eine Ecke radikaler aus als hier.

Aber worum geht es in Krämers Psychostück eigentlich? Da ist die norwegische Psychologie-Studentin Trude Bruun Thorvaldsen (Lise Risom Olsen), die in Alpträumen von angeblichen Mordfällen aus der Zukunft gequält wird und vom Tod der Studentin Lisa Steiger (Tinka Fürst) träumt. Zwei Wochen später wird diese nach der Trennung von ihrem Freund Florian Patke (Florian Bartholomäi, Auf ewig Dein) erwürgt aufgefunden. Zufall oder Vorhersehung? Stark ist hin- und hergerissen - und mit ihm natürlich der Zuschauer, der vermeintliche Polizeirealität erwartet, und keine Hellseherei. Nur weil die smarte Norwegerinmit beiden Beinen im Leben steht und selbst am meisten unter ihren Träumen zu leiden scheint, wird der surreal angehauchte Plot in der Realität verankert - ganz anders als beispielsweise der schwache Schweizer Tatort Zwischen zwei Welten, in dem Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) spontan über ein Medium Kontakt zum Reich der Toten aufnahmen. Wer Traumdeutung zugunsten polizeilicher Ermittlungsarbeit als realitätsfern ablehnt, wird mit dem Film sicherlich keine Freude haben, zumal keine Gelegenheit zum Miträtseln besteht: Der Zuschauer wird einleitend Zeuge, wie Armin Teigler (Niels Bormann, Vergessene Erinnerung)Steiger erwürgt. Die Motive des Serientäters bleiben in der Folge leider auf der Strecke: Dass der Mörder seinen Opfern beispielsweise "Schatzkästchen" gewidmet hat, wird nur beiläufig angerissen ("Wir schwimmen in Beweisen!") und nicht näher ergründet, auch sein Aufbrausen gegenüber dem besonnenen Stark wirkt substanzlos. Es sind kleinere Schwächen in einem ansonsten überzeugenden Krimi, der auf der Zielgeraden richtig in Fahrt kommt und mit Schauspielerin Lise Risom Olsen eine tolle Neuentdeckung in seinen Reihen weiß. Die Norwegerin feiert ein bärenstarkes Debüt im deutschen Fernsehen und gibt die Studentin weit weniger entrückt, als man es angesichts ihrer übernatürlichen Fähigkeiten vermuten sollte. Das tut nicht nur der Figur gut, sondern dem ganzen Krimi, den die Berliner Nachfolger Meret Becker (Aus der Tiefe der Zeit) und Mark Waschke (Willkommen in Hamburg) 2015 mit ihrem Debüt Das Muli erstmal übertreffen müssen. Ob sie das schaffen? Vielleicht.
Bewertung: 7/10

Eine Frage des Gewissens

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Folge: 923 | 23. November 2014 | Sender: SWR | Regie: Till Endemann

So war der Tatort:

Bild: SWR/Johannes Krieg
Antipathieschürend. Nicht etwa gegen den geschiedenen Hauptkommissar Sebastian Bootz (Felix Klare), der in Eine Frage des Gewissens zwischenzeitlich in die Alkoholsucht abdriftet, oder seinen Partner Thorsten Lannert (Richy Müller), der sich wegen eines tödlichen Schusses vor Oberstaatsanwalt Blesinger (Holger Kunkel, Tote Erde) verantworten muss, nein: Einmal mehr sind es die Rechtsanwälte, die von den Drehbuchautoren der Krimireihe in ein auffallend schlechtes Licht gerückt werden. Entführen die Juristen ihre hauptverdächtigen Klienten ansonsten häufig vor den Augen der machtlosen Kommissare aus Verhörzimmern oder zeigen sie ihnen ihre Grenzen bei harschen Ermittlungsmethoden auf, will das stadtbekannte Rechtsanwaltspaar Christian (Michael Rotschopf, Borowski und der vierte Mann) und Sabine Pflüger (Caroline Ebner, Auf ewig Dein) diesmal Lannert nach dem tödlichen Schuss auf Geiselnehmer Holm Bielfeldt (Daniel Christensen, Bluthochzeit) wegen fahrlässiger Tötung zur Rechenschaft ziehen. So falsch sie mit diesem Vorwurf auch liegen, so richtig liegen sie in dem Glauben, dass der loyale Bootz seinen Kollegen bei der Anhörung in blindem Vertrauen mit seiner Aussage entlasten will, obwohl er den Schuss in einem Supermarkt gar nicht hat sehen können. Der Zuschauer ist natürlich von Minute 1 an auf der Seite der Kommissare: Zu profilierungssüchtig tritt Pflüger vor Gericht auf, zu gefühlskalt gibt er sich bei der Befragung der aufgelösten Zeugin Alice Gebauer (Luise Berndt, Auskreuzung) - hier zeigt sich einmal mehr, wie schwer es manche Berufsgruppen (allen voran die Juristen, vgl. Scheinwelten oder Ohnmacht) seit jeher in der Krimireihe haben.

Dass der 923. Tatort ein spannender, aber nicht auf ganzer Linie überzeugender Justizkrimi ist, hat aber andere Gründe. Am meisten schmerzt das unglaubwürdige Schlussdrittel, in dem die eingespielten Drehbuchautoren Sönke Lars Neuwöhner und Sven Poser (Blutdiamanten) eine zwölf Jahre zurück liegende Vergewaltigungsgeschichte in den Plot quetschen, deren Auflösung ausgerechnet in den Gerichtssaal führt. Das bietet zwar die Gelegenheit für einen knackigen Twist auf der Zielgeraden, wirkt aber mehr als konstruiert - und ist doppelt ärgerlich, weil Bootz' wackelige Falschaussage und die familiäre Situation des zunehmend abgehalfterten, von Frau und Kindern verlassenen Hauptkommissars ausreichend Stoff für ein mitreißendes Justizdrama geboten hätte. Statt aber die Frage, wie weit blinde Loyalität unter Kollegen reichen darf, konsequent zuzuspitzen, geht nach der von Regisseur Till Endemann (Zirkuskind) packend in Szene gesetzten Supermarkt-Geiselnahme alles seinen gewohnten Gang: Assistentin Nika Banovic (Mimi Fiedler) hält im sozialen Netzwerk "Stutt-net" Ausschau nach Verdächtigen, während der bissige Rechtsanwalt Pflüger auf Fehler hofft und Lannert in der Tübinger Hausbesetzer-Szene ermittelt. Staatsanwältin Emilia Alvarez (Carolina Vera) schickt  den labilen Bootz derweil in den Zwangsurlaub - und nicht etwa Lannert, der sich immerhin wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten muss. Wirklich einleuchten will auch dieser Aspekt nicht - und so steht unter dem Strich ein spannender, aber unter vielen Logiklöchern und Zufällen leidender Tatort, der im Vergleich zu ähnlich gelagerten Justizkrimis wie dem Münchner Meilenstein Nie wieder frei sein deutlich zurückbleibt. Immerhin: Felix Klare darf bei seinem 15. Tatort-Einsatz endlich einmal zeigen, was in ihm steckt und sich von seinem sauberen Schwiegersohn-Image emanzipieren. Auch die Beziehung zwischen Lannert und Bootz wird durch die Falschaussage erschüttert - das tut dem sonst meist unspektakulär agierenden Ermittlerduo gut und treibt die Kriminalhandlung voran, statt sie auszubremsen, wie es private Nebenkriegsschausplätze im Tatort sonst so oft tun.

Bewertung: 6/10
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